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Vier Wiegenlieder für Arbeitermütter [English translation]
Vier Wiegenlieder für Arbeitermütter [English translation]
turnover time:2024-10-05 19:18:02
Vier Wiegenlieder für Arbeitermütter [English translation]

1. Als ich dich in meinem Leib trug 

Als ich dich in meinem Leib trug,

war es um uns gar nicht gut bestellt

und ich sagte oft: der, den ich trage,

kommt in eine schlechte Welt,

Und ich nahm mir vor zu sorgen,

daß er sich da etwa auch nicht irrt.

Den ich trage, der muß sorgen helfen,

daß sie endlich besser wird.

Und ich sah da Kohlenberge mit 'nem Zaun drum.

Sagt ich: nicht gehärmt! Den ich trage,

der wird dafür sorgen,

daß ihn diese Kohle wärmt.

Und ich sah Brot hinter Fenstern

und es war den Hungrigen verwehrt.

Den ich trage, sagt ich, der wird sorgen,

daß ihn dieses Brot da nährt.

Als ich dich in meinem Leib trug,

sprach ich leise oft in mich hinein:

"Du, den ich in meinem Leibe trage,

du mußt unaufhaltsam sein."

2. Als ich dich gebar, schrie'n deine Brüder schon 

Als ich dich gebar, schrie'n deine Brüder schon

um Suppe und ich hatte sie nicht.

Als ich dich gebar, hatten wir kein Geld für den Gasmann,

so erblicktest du von der Welt wenig Licht.

Als ich dich trug all die Monate,

sprach ich mit deinem Vater über dich,

aber wir hatten das Geld nicht für den Doktor,

das brauchten wir für den Brotaufstrich.

Als ich dich empfing, hatten wir fast schon

alle Hoffnung auf Brot und Arbeit begraben,

und nur bei Karl Marx und Lenin stand,

wie wir Arbeiter eine Zukunft haben.

3. Ich hab' dich ausgetragen  

Ich hab' dich ausgetragen

und das war schon Kampf genug.

Dich empfangen hieß etwas wagen

und kühn war es, daß ich dich trug.

Der Moltke und der Blücher,

die könnten nicht siegen, mein Kind,

wo schon ein paar Windeln und Tücher

riesige Siege sind.

Brot und ein Schluck Milch sind Siege,

warme Stube gewonnene Schlacht.

Bis ich dich da groß kriege,

muß ich kämpfen Tag und Nacht;

denn für dich ein Stück Brot zu erringen,

das heißt Streikposten steh'n

und große Generäle bezwingen

und gegen Tanks angeh'n.

Doch hab' ich im Kampf dich Kleinen

erst einmal groß gekriegt,

dann hab' ich gewonnen einen,

der mit uns kämpft und siegt.

4. Mein Sohn, was immer auch aus dir werde  

Mein Sohn, was immer auch aus dir werde:

sie steh'n mit Knüppeln bereit schon jetzt.

Denn für dich, mein Sohn, ist auf dieser Erde

nur der Schuttablagerungsplatz da, und der ist besetzt.

Mein Sohn laß es dir von deiner Mutter sagen:

Auf dich wartet ein Leben schlimmer als die Pest,

aber ich hab dich nicht dazu ausgetragen,

daß du dir das einmal ruhig gefallen läßt.

Was du nicht hast, das gib nicht verloren,

was sie dir nicht geben, sieh' zu, daß du's kriegst.

Ich, deine Mutter, hab dich nicht geboren,

daß du einst des Nachts unter Brückenbögen liegst.

Vielleicht bist du nicht aus besonderem Stoffe,

ich habe nicht Geld für dich noch Gebet

und ich baue auf dich allein, wenn ich hoffe,

daß du nicht am Stempelstellen lungerst und deine Zeit vergeht.

Wenn ich nachts schlaflos neben dir liege,

fühl ich oft nach deiner kleinen Faust.

Sicher, sie planen mit dir jetzt schon Siege.

Was soll ich nur machen, daß du nicht ihren dreckigen Lügen traust.

Deine Mutter, mein Sohn, hat dich nicht belogen,

daß du etwas ganz besonderes seist;

aber sie hat dich auch nicht mit Kummer aufgezogen,

daß du einmal im Stacheldraht hängst und nach Wasser schreist.

Mein Sohn, drum halte dich an deinesgleichen,

damit ihre Macht wie ein Staub zerstiebt.

Du, mein Sohn, und ich und alle unsresgleichen

müssen zusammensteh'n und müssen erreichen,

daß es auf dieser Welt nicht mehr zweierlei Menschen gibt.

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