Ich bin Spielmann und will spielen bei Leichenschmaus und Tanz,
bei Sonne und wenn Nebeldunst verhüllt der Sterne Glanz.
Ich will keinen Rat mehr hören, will nur spieln, wie mir beliebt,
ich will spielen und vergessen, daß es mich noch immer gibt.
Ich will keinen Roggen dreschen und will rupfen keinen Lein –
denn die Hand, die Saiten greift, muß schmiegsam sein und fein.
Ihr sollt mich nicht verdammen und nicht tadeln faul zu sein,
wenn ich manchmal lieber hungre, als daß ich spiel für Brot und Wein.
Ich will keine Wurzeln hacken und kein Brennholz Ster um Ster,
ich will träumen unter Bäumen, bis die Sonne sinkt ins Meer.
Und ich will mit meiner Fiedel stehn und spieln im Abendrot,
bis jedes Auge glänzt und wie die Abendsonne loht.
Ich will spielen, wenn ins Erdenbett ihr euer Liebstes grabt,
ich will spielen ohne Worte alle Trauer, die ihr habt.
Und das Schwarze, das der Tod war, der entbot euch seinen Gruß
soll von meinen Saiten wallen wie ein strömend schwarzer Fluß.
Ich will wandern über Täler in der herbstlich hohen Nacht
und im Rauch von hundert Meilern singen bei der Kohlewacht.
Und wenn pechschwarz wogt die Nacht auf dem See im dunklen Schaum,
hallen Rufe meiner Meister aus der Seele durch den Raum.
Drei Trauersaiten hab ich – die vierte, die ging ab,
sie riß mir beim Erbeben an des besten Freundes Grab.
Bis zum Tod will ich euch folgen mit Lied und Lautenschlag,
will sterben und will spielen einst am Auferstehungstag.
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Klaus-Rüdiger Utschick:
Dan Andersson. Die Schneeharfe. München 2018 (Anacreon-Verlag)