Er kam auf die Welt, wo schaukelnde Wellen
im Sonnenlicht glitzern wie perlender Wein,
wo funkelnde Sterne die Mondnacht erhellen,
am Ufer bei Föhren und blühendem Lein.
Getauft von den Winden, die kraulten im Grase,
ward “Sizzi von Lasso” vom Hasengeschlecht,
genannt von den Leuten in Lasso nur Hase,
verurteilt zum Tode nach Jagdherrenrecht.
Das Tagauge Habicht im Flug sah von oben:
“Es rührt sich im Grase, und was es auch sei,
vielleicht nur ein Happen, doch will ich ihn loben,
ich schieße – im schlimmsten Fall schieß ich vorbei.”
Das Nachtauge Fuchs kam geschlichen vom Raine:
“Warum nur ist Sizzi heut abend so still,
vielleicht ist der Kleine betrübt und alleine,
ich will ihm Geselle sein, wenn er es will.”
Doch Sizzi ging glücklich durch Auen und Hage
und tief sich versteckte im Råmyra Wald.
So flogen die sommerlich rosigen Tage.
Am Leben blieb Sizzi und groß wurde bald.
Der Winter schlug Brücken von Inseln zur Wiese
verwelkt war das Grün, und das Laub lag verstreut,
und weiß lag das Eis und der Reif auf der Wiese,
wo Sizzi ein Jahr bald des Lebens sich freut.
Da trabte der Tod durch den Wald zu dem Hasen
mit Herrenhaus-Meute und blankem Gewehr.
Zur Treibjagd bei Hagberga Alm ward geblasen
hinunter zu Sizzi und hinter ihm her.
Man hörte die Schüsse, vom Echo gesungen,
bei Lasso um Täler und Wälder und See,
es peitschte die Kugel durch keuchende Lungen,
da rann es blutrot auf den knisternden Schnee.
Bei Lasso, wo Eisschollen krachend sich biegen,
am Fuße der Föhre, wo Sizzi geborn,
dort taumelte Sizzi und reglos blieb liegen,
dort ruhte die Treibjagd und tönte das Horn.
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© Klaus-Rüdiger Utschick. Die Schneeharfe. Schwarze Lieder von Dan Andersson. München 2018. Anacreon-Verlag