WALTHER
"Morgenlich leuchtend im rosigen Schein,
Von Blüt' und Duft
Geschwellt die Luft,
Voll aller Wonnen,
Nie ersonnen,
Ein Garten lud mich ein,
Dort unter einem Wunderbaum,
Von Früchten reich behangen,
Zu schau'n in sel'gem Liebestraum,
Was höchstem Lustverlangen.
Erfüllung kühn verhieß,
Das schönste Weib:
Eva im Paradies!"
MEISTERSINGER
(Meister und Volk leise flüsternd)
Ja wohl, ich merk', 's ist ein ander Ding,
ob falsch man oder richtig sing'.
VOLK
Das ist was andres, wer hätt's gedacht;
was doch recht Wort und Vortrag macht!
SACHS
Zeuge am Ort,
fahret fort!
WALTHER
"Abendlich dämmernd umschloss mich die Nacht;
Auf steilem Pfad
War ich genaht
Zu einer Quelle
Reiner Welle,
Die lockend mir gelacht:
Dort unter einem Lorbeerbaum,
Von Sternen hell durchschienen,
Ich schaut' im wachen Dichtertraum,
Von heilig holden Mienen,
Mich netzend mit dem edlen Nass,
Das hehrste Weib,
Die Muse des Parnass!"
MEISTERSINGER
's ist kühn und seltsam, das ist wahr;
Doch wohlgereimt und singebar.
VOLK
So hold und traut so fern es schwebt;
Doch ist's, als ob man's miterlebt!
SACHS
Zeuge, wohl erkiest;
Fahret fort, und schließt!
WALTHER
"Huldreichster Tag,
Dem ich aus Dichters Traum erwacht!
Das ich erträumt, das Paradies,
In himmlisch neu verklärter Pracht
Hell vor mir lag,
Dahin lachend nun der Quell den Pfad mir wies;
Die, dort geboren,
Mein Herz erkoren,
Der Erde lieblichstes Bild,
Als Muse mir geweiht,
So heilig hehr als mild,
Ward kühn von mir gefreit,
Am lichten Tag der Sonnen,
Durch Sanges Sieg gewonnen
Parnass und Paradies!"