Müsli-Män [Schrank-Version] [German translation]

Ich stand friedlich in der Frittenbude,

Plötzlich war er da

Mit seinem Feuerschwert und Heiligenschein,

Langem blonden Haar,

Barfuß, nur Sandalen an,

Schwebt er auf mich zu,

Spuckt messianisch auf meine Currywurst,

Ich sage: „He, wer bist du?“

“Typisch, dass du mich nicht kennst,

Oho, ich bin der Müsli-Män.“

Paar Tage später steh ich in der Kneipe,

Da spür ich: Er ist da.

Hatte mir eben das erste Bier bestellt,

Da seh ich ihn inkognito:

Blondes Haar mit Henna rotgefärbt,

Ein Schal von Al-Fatah,

Ich sage: „Wirt, hör zu, vergiss das Bier,

Mach mir ’nen Apfelsaft!“

Der lacht und nimmt mich gar nicht ernst –

“Pst“, sag ich, „Mann! Da steht der Müsli-Män!“

(“Pst“, sag ich, „Clemens! Da steht der Müsli-Män!

Der Rothaarige da, siehst du ihn?“)

Am nächsten Tag wurde es besonders fies,

Auf der Autobahn.

Ein Understatement-Damenfahrrad, weiß,

Import aus Amsterdam,

Stoppt den Bus mit unserer Anlage drin,

Kurz vor Wesseling,

Und konfisziert das, was elektrisch ist,

Und lässt uns nur das Tamburin.

Klar, wer das war, verrat ich gern:

Logo, das war der Müsli-Män, die blöde Sau schon wieder.

Wir waren tierisch sauer, ist doch klar.

Erst wurde mal getobt,

Danach – flexibel – schnell das Repertoire

Auf Skiffle umgeprobt.

Der Major Banjo, Axel Xylophon,

Ich mit ’ner Klarinette,

Am Waschbrett Wolli, Schmal am Sousaphon,

Statt Bass ’ne Tuba jetzt.

Nur der Fonz am Mixer, der war Fan,

Weil der Fonz jetzt frei hat, dank unserm Müsli-Män.

Dann kurz vorm Auftritt schau ich in den Saal,

Wie ich das immer tu.

Vor Lampenfieber schlägt mein Herz im Hals:

„Oh, dieses Publikum!“

Vor allen Dingen da der Härtetyp

Macht mich verstärkt nervös,

Der Häuptling da mit Irokesenschnitt,

Der mich so hämisch grüßt.

Ich denk, ich spinne, ich bin krank,

Da steht der Müsli-Män als Punk!

[Stunden nach dem Auftritt komm ich müde heim

Und denk: „Wie mieft es hier?”

Meine Frau ist im Bett und das Licht überall aus,

Doch irgendetwas läuft verkehrt.

Auf dem Sofa liegt ’ne lila Latzhose,

Die eigenartig riecht,

Nach Pumakäfig und Patchouli, echt

Erstaunlich widerlich.

Ich denk, ich spinne, ich bin krank:

Da steht der Müsli-Män im Schrank!]