Venedig, 12. Mai 1834
Nein, mein liebes Kind, diese drei Briefe sind nicht der letzte Schwur des Geliebten, der dich verlässt; es ist die Umarmung des Bruders, der dir bleibt. Dieses Gefühl ist zu schön, zu rein, zu weich, als dass ich jemals das Bedürfnis verspüren könnte, mit ihm Schluss zu machen, dass meine Erinnerung irgend eine der Freuden deines Lebens vergiften könnte. Lass aber auch diese Freuden nicht meine Erinnerung zerstören oder verachten. Sei glücklich, sei geliebt, wie könntest du es auch nicht sein? Bewahre mich aber in einem kleinen, geheimen Winkel deines Herzens und begieb dich dorthin an Tagen der Trauer, um dort Trost oder Ermunterung zu finden.
Also liebe, Alfred,
Liebe um alles in der Welt
Liebe eine Frau, jung und schön,
Die noch nicht geliebt wurde
Pflege sie,
Lass sie nicht leiden
Das Herz einer Frau
Ist etwas so Empfindliches
Wenn es nicht aus Eis oder Stein ist
Ich glaube es gibt keine Mitte
wie es keine gibt
In deiner Art zu lieben
Deine Seele ist gemacht um glühend zu lieben
oder um ganz zu vertrocken
Du hast es hundert Mal gesagt
Und du hast es gut widerrufen können
Nichts, aber auch gar nichts konnte diesen Satz auslöschen
Es gibt nichts auf der Welt als die Liebe
Die etwas bedeutet
Vielleicht liebtest du mich mit Schmerzen
Um eine andere mit Selbstaufgabe zu lieben
Vielleicht wird jene, die da kommen wird,
Dich weniger lieben als ich
Und vielleicht wird sie glücklicher sein als ich
und geliebter
Vielleicht wird deine letzte Liebe
die romantischste sein und die jüngste
Aber dein Herz, dein gutes Herz
Töte es nicht, ich bitte dich
Lass dein Herz sich ganz und gar
In jede Liebe deine Lebens hineinbegeben
Damit du eines Tages zurückblicken
kannst
Und wie ich sagen
"Ich habe oft gelitten
Ich habe mich manchmal getäuscht ...
Aber ich habe geliebt"