Vier Uhr abends, Ende Dezember,
Ich schreibe dir, und ich weiß nicht, ob's uns was hilft.
Mailand ist ein bisschen kalt, doch hier lebe ich gut,
Sie machen Musik im "Eck", fast jeden Abend.
Man sagt mir, du richtest dein Häuschen ein in einer Art Wüste.
Und dass du von wenig lebst, mehr schlecht als recht.
Ja, und Lucio spricht von Zeit zu Zeit
Von jener Nacht, als du ihm sagtest, du wärest ehrlich.
Bist du jemals ehrlich gewesen?
Das letzte Mal, sah ich dich, gealtert,
Mit deinem berühmten und abgenutzten Blaufuchs,
Dort am Bahnhof tausend Züge zählen,
Und nach Hause gehen wie Lili Marleen.
Du hast meinen Mann wie eine Schneeflocke behandelt,
Die von selber schmilzt,
Und einen Moment später war es nicht mehr der Mann,
Weder für dich noch für mich.
Und ich sehe dich dort mit einer Rose zwischen den Zähnen,
Ein neuer Trick für neue Kunden.
Jetzt ist Lucio aufgewacht...
Er grüßt dich auch.
Was soll ich dir sonst noch sagen, Mörderschwester?
Was sonst noch zu schreiben, ich weiß es jetzt nicht...
Es sei denn, du fehlst mir; es sei denn, du fehlst uns.
Und sicherlich werde ich letztendlich dir vergeben.
Und kommst du mal wieder von diesen Kreaturen,
Zu ihm oder zu uns,
Wirst du eine Rivalin finden, die mit ihrem Mann schläft,
Wenn du ihn willst.
Und danke für die Langeweile, die du aus deinem Blick nahmst,
Ich war daran gewöhnt und hatte es nicht einmal versucht.
Und Lucio spricht von Zeit zu Zeit
Von diesem einen Mal, als du
Ihm die schönste Nacht beschert hast.
Ich grüße dich, deine Ornella