O liebes Mädchen, höre mich,
Flieh länger nicht die Liebe,
Gibt’s denn, mein Kind, für mich und dich
Kein grössers Glïck als Liebe,
Wenn nun dein Mund keins nennen kann,
So höre mich jetzt glaubig an.
Sieh’rund um dich, weit in die Welt,
Da siehst du, lieben alle.
Bis einst dies All in nichts zerfällt;
So lange lieben alle:
Und du, mein Kind, du wollst allein
Nicht lieben, nicht geliebet sein?
Denk ernstlich nach, obs möglich ist,
Das schönste kind auf Erden,
Das liebste Mädchen das du bist,
Das beste Herz auf Erden,
Das schrumpfte so in sich zurück,
Und kennte nie der Liebe Glück.
Dein Herz ist zärtlich, glaub es mir,
O lass es, lass es lieben!
Tu nicht den harten Zwang an dir,
Lass es noch heute lieben.
Noch heute, morgen gutes Kind,
Wer weiss ob ich und du noch sind!
Sieh’auf, mein Kind, such’ in der Welt,
Such’ einen auszufinden,
Der besser der die Treue hält
Der sanfter kann empfinden,
Wenn Keiner treu und sanfter liebt,
Was hält, dass sich dein Herz mir gibt?
Was harrst du, liebes Mädchen, noch?
Du kannst dich mir vertrauen,
Was zauderst du? O schäm dich doch
Nicht auf mein Wort zu trauen.
Dies kömmt gemeinen Mädchen zu,
Nicht dir, der wahrer Engel du!
Sieh’ deines Herzens Wert selbst ein!
O, wer das kann besitzen,
Will eher tot-vernichtet sein
Als es nicht mehr besitzen.
O Kind, wie zärtlich lieb’ ich dich,
O lieb’ auch du so zärtlich mich.