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Hob XXI, 3 Die Jahreszeiten, Zweiter Teil: "Der Sommer". lyrics
Hob XXI, 3 Die Jahreszeiten, Zweiter Teil: "Der Sommer". lyrics
turnover time:2024-11-23 14:47:30
Hob XXI, 3 Die Jahreszeiten, Zweiter Teil: "Der Sommer". lyrics

Die Einleitung stellt die Morgendämmerung vor.

1. REZITATIV

LUKAS

In grauem Schleier rückt heran

das sanfte Morgenlicht;

mit lahmen Schritten weicht vor ihm

die träge Nacht zurück.

Zu dustren Höhlen flieht

der Leichenvögel blinde Schar;

ihr dumpfer Klageton

beklemmt das bange Herz nicht mehr.

SIMON

Der Tages Herold meldet sich;

mit scharfem Laute rufet er

zu neuer Tätigkeit

den ausgeruhten Landmann auf.

2. ARIE

SIMON

Der munt're Hirt versammelt nun

die frohen Herden um sich her,

zur fetten Weid' auf grünen Höh'n

treibet er sie langsam fort.

Nach Osten blickend steht er dann,

auf seinem Stabe hingelehnt,

zu seh'n den ersten Sonnenstrahl,

welchem er entgegen harrt.

REZITATIV

HANNE

Die Morgenröte bricht hervor,

wie Rauch verflieget das leichte Gewolk,

der Himmel pranget im hellen Azur,

der Berge Gipfel im feurigen Gold.

3. TERZETT UND CHOR

HANNE

Sie steigt herauf, die Sonne, sie steigt.

HANNA, LUKAS

Sie naht, sie kommt.

HANNE, LUKAS, SIMON

Sie strahlt, sie scheint.

CHOR

Sie scheint in herrlicher Pracht,

in flammender Majestät!

Heil! O Sonne, Heil!

Des Lichts und Lebens Quelle, Heil!

O du des Weltalls Seel und Aug,

der Gottheit schönstes Bild!

Dich grüssen dankbar wir!

HANNE, LUKAS, SIMON

Wer spricht sie aus, die Freuden alle,

die deine Huld in uns erweckt?

Wer zählet sie, die Segen alle,

die deine Mild auf uns ergiesst?

CHOR

Die Freuden! O wer spricht sie aus?

Die Segen! O wer zählet sie?

Wer spricht sie aus? Wer zählet sie, wer?

HANNE

Dir danken wir, was uns ergötzt.

LUKAS

Dir danken wir, was uns belebt.

SIMON

Dir danken wir, was uns erhält.

HANNE, LUKAS, SIMON

Dem Schöpfer aber danken wir,

was deine Kraft vermag.

CHOR (mit Solisten)

Heil! O Sonne Heil!

Des Lichts und Lebens Quelle, Heil!

Die jauchzen alle Stimmen,

dir jauchzet die Natur.

4. REZITATIV

SIMON

Nun regt und bewegt sich alles umher;

ein buntes Gewühle bedecket die Flur.

Dem braunen Schnitter neiget sich

der Saaten wallende Flut,

die Sense blitzt - da sinkt das Korn.

Doch steht es bald und aufgehäuft

in festen Garben wieder da.

5. REZITATIV

LUKAS

Die Mittagsonne brennet jetzt in voller Glut

und giesst durch die entwölkte Luft

ihr mächtiges Feu'r in Strömen herab.

Ob den gesengten Flächen schwebt,

Ini niedern Qualm, ein blendend Meer

von Licht und Widerschein.

6. KAVATINE

LUKAS

Dem Druck erlieget die Natur.

Welke Blumen

dürre Wiesen,

trockne Quellen,

alles zeigt der Hitze Wut,

und kraftlos schmachten Mensch und Tier

am Boden hingestreckt.

7. REZITATIV

HANNE

Willkommen jetzt, o dunkler Hain,

wo der bejahrten Eiche Dach

den kühlenden Schirm gewährt,

und wo der schlanken Espe Laub

mit leisem Gelispel rauscht!

Am weichen Moose rieselt da

in heller Flut der Bach,

und fröhlich summend irrt und wirrt

die bunte Sonnenbrut.

Der Kräuter reinen Balsamduft

verbreitet Zephirs Hauch,

und aus dem nahen Busche tönt

des jungen Schäfers Rohr.

8. ARIE

HANNE

Welche Labung für die Sinne!

Welch' Erholung für das Herz!

Jeden Aderzweig durchströmet,

und in jeder Nerve bebt

erquickendes Gefühl.

Die Seele wachet auf

zum reizenden Genuss,

und neue Kraft erhebt

durch milden Drang die Brust.

9. REZITATIV

SIMON

O seht! Es steiget in der schwülen Luft

am hohen Saume des Gebirgs

von Dampf und Dunst ein fahler Nebel auf.

Empor gedrängt, dehnt er sich aus,

und hüllet bald den Himmelsraum

im schwarzes Dunkel ein.

LUKAS

Hört, wie vom Tal ein dumpf Gebrüll

den wilden Sturm verkünd't!

Seht, wie von Unheil schwer,

die finstre Wolke langsam zieht,

und drohend auf die Ebne sinkt!

HANNE

In banger Ahnung stockt

das Leben der Natur:

Kein Tier, kein Blatt beweget sich,

und Todesstille herrscht umher.

10. CHOR

CHOR

Ach, das Ungewitter naht!

Hilf uns, Himmel!

O wie der Donner rollt!

O wie die Winde toben!

Wo fliehn wir hin?

Flammende Blitze durchwühlen die Luft;

den zackigen Keilen berstet die Wolke,

und Güsse stiirzen herab.

Wo ist Rettung?

Wütend rast der Sturm;

der weite Himmel entbrennt?

Weh uns Armeni

Schmetternd krachen Schlag auf Schlag

die schweren Donner furchterlich.

Weh uns! Weh uns!

Erschüttert wankt die Erde

bis in des Meeres Grund.

11. TERZETT UND CHOR

LUKAS

Die düstren Wolken trennen sich;

gestillet ist der Stürme Wut.

HANNE

Vor ihrem Untergange

blickt noch die Sonn' empor,

und vor dem letzten Strahle glänzt

mit Perlenschmuck geziert die Flur.

SIMON

Zum langgewohnten Stalle kehrt

gesättigt und erfrischt

das fette Rind zurück.

LUKAS

Dem Gatten ruft die Wachtel schon.

HANNE

Im Grase zirpt die Grille froh.

SIMON

Und aus dem Sumpfe quakt der Frosch.

LUKAS, HANNE, SIMON

Die Abendglocke tönt.

Von oben winkt der helle Stern

und ladet uns zur sanften Ruh.

MÄNNER

Mädchen, Bursche, Weiber, kommt!

unser wartet, süsser Schlaf;

wie reines Herz, gesunder Leib

und Tagesarbeit ihn gewährt.

FRAUEN

Wie gehn, wir gehn, wir folgen euch.

CHOR (ALLE)

Die Abendglocke hat getönt.

Von oben winkt der helle Stern, usw.

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Joseph Haydn
  • country:Austria
  • Languages:German, English, Latin
  • Genre:Classical, Religious
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