In einer engen Box war es,
Auf Beton, unstandesgemäß,
Dass sie die Glühbirne der Welt entdeckte.
Sie war das Ferkel Nummer vier,
Drei andre lagen über ihr.
So ein Gedränge, dass sie fast erstickte!
Schon nach zwei Wochen Säugakkord
Kam jemand und nahm Mutter fort,
Doch noch als die Erinn‘rung schon verblasst war,
Fielen manchmal dem jungen Schwein
Der Mutter Worte wieder ein:
„Die Würde des Schweins ist unantastbar!“
Der Kerker wurde ihr Zuhaus‘.
An einem Fleck tagein, taugaus.
Und immer im eigenen Dreck rumsitzen.
Die feine Nase, der Gestank!
Sie wurde traurig, wurde krank,
Und als sie sehr krank wurde, gab es Spritzen.
Sie wurd‘ zum Decken kommandiert, –
Das hat sie niemals akzeptiert,
Dass Schweinesein nur Ferkelzucht und Mast war:
Und wenn man ihren Willen brach,
Dachte sie dran, die Mutter sprach:
„Die Würde des Schweins ist unantastbar!“
Dann fuhr der Viehtransporter vor,
Man packte sie an Schwanz und Ohr
Zusammen mit ihren Leidensgenossen.
Die zitterten und quiekten bang
Und fuhr‘n und standen stundenlang,
Viel enger noch als üblich eingeschlossen.
Das Schwein ist schlau, so ahnt es schon
Die tragische Situation.
Sie wusste, dass dies ihre letzte Rast war.
Sie hat den Schlachthof gleich erkannt,
Und sie ging ohne Widerstand.
Die Würde des Schweins ist unantastbar!
Sie hat den Himmel nie geseh'n,
Durft‘ nie auf einer Weide steh'n,
Hat nie auf trockenem, frischem Stroh gesessen.
Sie hat sich nie im Schlamm gesuhlt,
Freudig gepaart und eingekuhlt –
Wie könnte ich dies Häufchen Elend essen?
Die Speisekarte in der Hand
Seh‘ ich über den Tellerrand
Und kann die Bilder wohl nie vergessen.
Ich möchte nicht, du armes Schwein,
An deinem Leid mitschuldig sein,
Weil ich in diesem Restaurant zu Gast war.
Und ich bestell‘ von nun an wohl
Den überback‘nen Blumenkohl.
Die Würde des Schweins ist unantastbar!