Den Erschossenen hilft keine Amnestie,
den Toten gibt keiner das Leben.
Wer zum letzten Mal unterm Galgen schrie,
der wird nie mehr sein Haupt erheben.
Doch es gehen unter uns und im ganzen Land
umher die toten Genossen.
Die gestorben sind von des Henkers Hand.
Die der Klassenfeind erschossen.
Sie sind unter uns, wenn wir werken und ruhn,
und sie hören Aufruhr und Klage.
Sie messen und wägen genau, was wir tun
und sie prüfen die Tat unserer Tage.
An den Stempelstellen in Werk und Fabrik,
stehn sie stumm, doch dem Leben verbunden,
um den Hals hängt ihnen des Henkers Strick
und sie zeigen die blutenden Wunden.
Sie zählen die Herrn in Kaserne und Amt
und die in den Ballsälen prahlen,
sie stehen stumm, doch vom Hasse umflammt
und nicken: „Ihr werdet bezahlen!“
Sie leben im illegalen Wort,
im Dunkel der Gruppen von Zellen.
Ihr Geist ist nicht in den Gräbern verdorrt,
er brennt, uns die Nacht zu erhellen.
In seinem Licht steht die freche Gewalt,
die es gilt für immer zu brechen.
Die Stimme der Toten wird klirrend und kalt
ihr Urteil den heutigen sprechen.