Der Winter ist vergangen,
ich seh des Maien Schein,
ich seh die Blümlein prangen,
des ist mein Herz erfreut.
So fern in jenem Tale,
da ist gar lustig sein,
da singt die Nachtigalle
und manch Waldvögelein.
Ich geh, ein Mai zu hauen,
hin durch das grüne Gras,
schenk meinem Buhl die Treue,
die mir die Liebste was.
Und bitt, dass sie mag kommen,
all vor dem Fenster stahn,
empfang'n den Mai mit Blumen,
er ist gar wohl getan.
Und als die Säuberliche
sein Rede hat gehört,
da stand sie traurigliche,
indes sprach sie die Wort':
"Ich hab den Mai empfangen
mit großer Würdigkeit!“
Er küsst sie an die Wangen,
war das nicht Ehrbarkeit?
Er nahm sie sonder Trauern
in seine Arme blank,
der Wächter auf den Mauern
hob an sein Lied und sang:
"Ist jemand noch darinnen,
der mag wohl heimwärts gahn.
Ich seh den Tag herdringen
schon durch die Wolken klar.“
"Ach, Wächter auf der Mauern,
wie quälst du mich so hart!
Ich lieg in schweren Trauern,
mein Herze leidet Schmerz.
Das macht die Allerliebste,
von der ich scheiden muss;
das klag ich Gott dem Herren,
dass ich sie lassen muss."
Ade, mein Allerliebste,
ade, schöns Blümlein fein,
ade, schön Rosenblume,
es muss geschieden sein!
Bis dass ich wiederkomme,
bleibst du die Liebste mein;
das Herz in meinem Leibe
gehört ja allzeit dein.