Ich habe in deutschen Gauen
manch traulichen Winkel gesehen,
doch was ich auch draußen mocht schauen:
mein Marburg, wie bist du so schön!
Gern denk ich im Mai jener Stunde:
Wie ward mir so eigen zu Mut!
Bald sang ich mit lachendem Munde:
Alt-Marburg, wie bin ich dir gut!
Am Berge ihr lauschen Fleckchen,
ihr Giebel versonnen, verträumt!
Leis murmelt der Brunnen am Eckchen,
vom Schimmer des Mondlichts umsäumt;
auf heimlichen Treppen und Stufen,
auf Turm und Gemäuer es ruht …
Ich mußt in die Maiennacht rufen:
Alt-Marburg, wie bin ich dir gut!
Sah früh von des Schloßhofes Runde
hoch über die Dächer ins Land,
wo rings durch die Auen im Grunde
die Lahn flicht ihr silbernes Band.
Und feierlich wogte im Tale
der Glocken tiefdröhnende Flut,
verklingend im Dankeschorale!
Alt-Marburg, wie bin ich dir gut!
Bin froh durch die Wälder gezogen,
als Füxlein mit Laute und Stab,
dem Bursch war manch Mädel gewogen,
die Gassen bergauf und bergab!
Im Herzen ein Schwingen und Singen,
daß heißer mir wallte das Blut …
Die Mützen empor und die Klingen,
Alt-Marburg, wie bin ich dir gut!
Und bin ich ein alter Geselle
und bleichte die Zeit mir das Haar,
so such ich noch einmal die Stelle,
wo damals so glücklich ich war.
Seh still auf das alte Nest nieder
und schwing dann jungselig den Hut …
Stimm ein in das Lied aller Lieder:
Alt-Marburg, wie bin ich dir gut!