Angelos1, der Ankündiger, kam zu uns aus der Ferne
gelehnt an eine Krücke,
er wusste nicht, aber auch gar nicht (richtig) zu sprechen
und hatte eine Zunge nur um zu lecken2
Die Neuigkeiten, die er uns brachte, war'n alle nur gelogen,
doch hörten sie sich angenehm in uns'rem Ohr an,
weil jede seiner Lüge mit der Wahrheit ähnelte
und ihm zuhörend, sich uns're Seel' beruhigte .
Er baute sein Bett gleich hinter dem Markt
und in der Taverne sprach er spaßend mit den Leuten.
Er verkehrte fröhlich in den Friseursalons und Bäder
und beobachtete staunend die Fische in den Zisternen.
Und es verging der Winter und es kam die Sommerzeit
und dann kamen die kalten Tage wieder.
Bis einmal am frühen Abend, hey, wie kam er nur so plötzlich darauf!
er manisch an zu Schreien anfing.
"Meine Füße verbrannten in dieser Einöd,
die Nacht wechselt sich mit der Nacht ab.
Die Neuigkeiten, die ich Euch brachte, haben Euren Ohr'n geschmeichelt,
doch sie sind weit entfernt von der Wahrheit!"
Sofort verstanden wir, was er uns damit sagen wollt'
und wir sagten ihm betäubt, es solle gehen.
Wenn er keine angenehmen Neuigkeiten zu sagen hätt',
solle er uns besser keine mehr bringen.
1. griech. άγγελος = Engel = Botschafter/Überbringer von Botschaften - u.a. geläufiger Männervorname
Mit dem darauf folgendem "Nachnamen" εξάγγελος = Ankündiger entsteht im Original ein sich reimendes Wortspiel mit Doppelung (es gibt bestimmt einen speziellen literarischen Begriff dafür ;-) ). Der Übersetzer belässt es der Einfachheit halber im Text bei dem gr. Vornamen "Angelos"2. griech. = zu schleimen