Und wieder steh ich schweigend hier
An Deinem Bett und streiche Dir
Noch einmal leis über das Haar
In tiefem Schlaf liegst Du vor mir
So friedlich, wie ein kleines Tier
Das einen Tag lang emsig war
Und Deine Hilfslosigkeit rührt
Mich, dass es mir die Kehle schnürt
Und wieder kommt's mir in den Sinn
Dass ich nun Sorge trag für Dich
Ich alter "Bruder Liederlich"
Wie wichtig ich auf einmal bin
Abends an Deinem Bett zerrinnt
Das Wichtigste zur Nichtigkeit
Ratlos und voller Dankbarkeit
Steh ich vor Dir, und ich empfind
So etwas wie Demut, mein Kind
Ich gehör mir nicht mehr allein
Nein, ganz frei werd ich nie mehr sein
Ganz sorglos und ganz unbeschwert
Jede Entscheidung, jeden Schritt
Jeden Gedanken lenkst Du mit
Solange, wie ich denken werd
Aber meine Sorglosigkeit
Bin ich zu tauschen gern bereit
Und meine Ruhe geb ich her
Für das Knäuel, das sich an mich hängt
Den Freudenschrei, der mich empfängt
Wenn ich am Abend wiederkehr
Nun gute Nacht, Dein Tag war lang
Wenn es mir nicht so recht gelang
Für Dich zu sein, wie ich gern wär
Dann hab Geduld mit mir, weißt Du
Ich lerne noch soviel dazu
Morgen weiß ich vielleicht schon mehr
Und wenn ich ungeduldig war
Schroff oder ungerecht sogar
Dann musst Du mir bitte verzeihen
Ich sollt es wissen, eigentlich
Der größere von uns zweien bin ich
Könnt ich doch auch der weisere sein