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Blau lyrics
Blau lyrics
turnover time:2024-07-07 15:22:57
Blau lyrics

Ich liebte abgöttisch das Gefühl, allein durch den Pulverschnee zu toben

Meine Schritte entfachten durch das hohe Lauftempo einen kleinen Schneesturm

In weiße Kristalle gehüllte Luft, in der sich das schwache Sonnenlicht verirrte

Um gemeinsam zu Boden zu sinken

Ein schillernder Regenbogen begleitete jeden meiner Schritte

Doch allmählich verschwand Ring für Ring

Und das kalte Licht des Mondes tauchte die Szene in sein blaues Licht

Inzwischen war längst der letzte Sonnenstrahl vom Horizont verschluckt worden

Und der einstmals leichte Pulverschnee änderte seine Konsistenz hin zu knirschendem

Spröden Eisschnee, Eisschnee, der zum Tanzen einlud, sich überschlug…

Ich mag mehrere Stunden ziellos umhergeirrt sein

Geblendet von der weißen, in sich ruhenden Landschaft

Abgelenkt von der im Gedankenspiel verlorenen,

bedrohlichen Schönheit die mich umgab

Deren Teil ich geworden bin

Die Kälte kroch zäh durch meine Sohlen und Wollsocken und verbiß sich in meine Fußspitzen

Doch der Schmerz war nur kurz, zu kalt war der geifernde Eiszahn

Der Schmerz verschwand und war doch anwesend, man bemerkte ihn nur nicht mehr

Doch die eisigen Zähne fraßen sich immer tiefer in mein Fleisch

Das in seinem violetten Schimmer an einen Ring des Regenbogens erinnerte

Das blaue Mal der Kälte bedeckte meine Hände und Ohren

Und bei dem Versuch Eiskristalle aus meiner rechten Ohrmuschel zu streichen

Hielt ich dieselbe plötzlich in der Hand

Kein Tropfen Blut verließ die Bruchstelle und auch das kleine, dünne Stück Fleisch

Unterließ es losgelöst vom wärmenden Rumpf, roten Tau zu säen

Belustigt entledigte ich mich des kleinen Stückes Fleisch, es roch nicht einmal versengt

In hohem Bogen warf ich das blaue Ohr in die blauschwarze Nacht,

welche die Szene schweigend beobachete

Es schien mir als grinsten die Sterne höhnisch

Und die Jungfrau Nacht trug extra ein tiefschwarzes Keid zu meiner nahenden Entseelung

Nur die runde, silbrig glänzende Scheibe, des sonst mitleidlosen Mondes

Schien im Hauch von Mitleid zu strahlen

Das Tempo meiner Schritte verringerte sich während

dieses Gedankenspieles Meter für Meter

Es war mir egal, ein oder beide Ohren zu verlieren

Es war mir gleich, wieviel Haut blau schimmerte

Und auch einem ganzen Bein würde ich nicht lange nachtrauern

Solange nur der Schmerz ausblieb - nicht in meine Nerven kroch…

Die Zähne schlugen zwar tiefe Wunden, doch zumindest schmerzten sie nicht

Zu lange musste ich meinem Körper zugefügte Qualen erdulden -

in angenehm beheizten Baracken

Manchmal sperrten sie uns tagelang in eine saunaähnliche Hitzekammer

Ohne Wasser, alleingelassen mit trockener, heißer Luft

Die Lippen in Minuten zu bizarren Kraterlandschaften verwandelte

Und die Haut innerhalb von Stunden zu dürrem Leder schuf

Sie brannten uns Buchstaben auf die Haut, um ihr Analphabetentum zu beenden

Ich konnte den Geruch von versengtem Fleisch nicht mehr ertragen,

doch er war allgegenwärtig

Sie zwangen uns unsere Toten zu zerlegen

Und sie servierten uns das gebratene oder gekochte Fleisch der entseelten Körper

Doch Menschenfleisch ist zäh und so zerbrachen meine morschen Zähne

Beim zerkauen der unmenschlichen Kost -

Und wenn ich während der Fütterung erbrach, so verschluckte ich das Erbrochene

Gemeinsam mit dem gebratenen Fleisch immer wieder, wie ein Wiederkäuer…

Ich kaute stundenlang auf den Fingern meines Freundes

Die ich unzählige Male wieder hervorwürgte und verschluckte

Warmes Fleisch entriss mir meine Zähne

Und jetzt schlugen kalte Zähne in mein blaues Fleisch

Irgendwann trugen mich meine Beine nicht mehr weiter

Sie verweigerten meinen Wunsch zu marschieren

So blieb mir nichts anderes übrig, als meine Flucht zu unterbrechen

Meine tauben Hände gruben im hüfthohen Schnee eine kleine Höhle,

in die ich mich verkroch

Es roch nicht nach Fleisch und durch die Eiskristalle hindurch

Konnte ich die Sterne in einem bunten Feuerwerk betrachten

Alles, bis auf die funkelnden Sterne und das fahle Gesicht des Mondes

War in blaues Licht getaucht

Wie ein Schwamm Tinte, so sog mein Körper die königliche Farbe in sich auf

Zentimeter für Zentimeter kroch der lauernde Schimmer über meine Haut -

Tief in meinen Körper

Es war ein wunderbares Gefühl keinen Schmerz zu empfinden

Die ganze Welt war blau

Nur die Sterne und der Mond distanzierten sich von diesem uniformen Farbton

Mit einem Mal wurden die Sterne weiß und ihr Licht immer intensiver

Das weiße Licht drängte das tiefe Blau immer mehr in den Hintergrund

Die einzelnen weißen Punkte schmolzen zu einer grellweißen Fläche

Es war Tag geworden

Das Blau verschwunden

Hunde bellten

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Goethes Erben
  • country:Germany
  • Languages:German
  • Genre:Gothic/Darkwave, Industrial
  • Official site:http://www.goetheserben.de/
  • Wiki:https://de.wikipedia.org/wiki/Goethes_Erben
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